Arbeitszeugnis – Ein Leitfaden

Allgemein:

Generell wird zwischen einem einfachen und einem qualifizierten Zeugnis unterschieden.

Einfaches Zeugnis: enthält sachliche und objektiv nachprüfbare Fakten, wie bspw. Tätigkeit/Aufgabenerfüllung

Qualifiziertes Zeugnis: einfaches Zeugnis, welches um Beurteilung der Leistungen und des Sozialverhaltens, sowie versteckte Botschaften erweitert wird

Ausstellungsdatum:

Das Ausstellungsdatum liefert Informationen über die Umstände, unter denen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer
voneinander getrennt haben.

Früher als Austrittsdatum: Liegt das Austrittsdatum vor dem Vertragsende, wird dies als Freistellung interpretiert
Übereinstimmung mit dem Austritt aus dem Unternehmen:
Das Ausstellungsdatum sollte mit dem formell letzten Tag des Arbeitsverhältnisses übereinstimmen
Später als das Austrittsdatum:
Kleinere Differenzen sind normal, da Zeugnisse oft erst nach Beendigung des Arbeitsverhältnis erstellt werden. Ein Ausstellungsdatum weit nach der Beendigung des Arbeitsverhältnisses lässt auf Rechtsstreitigkeiten oder Uneinigkeiten über das Arbeitszeugnis schließen (Achtung! Zeugnis kann auch einfach nur spät beantragt worden sein).

Zeugnissprache

Bestimmte Formulierungen im Zeugnis des Bewerbers lassen Rückschlüsse auf dessen Arbeitsverhalten und die
Leistung zu. Diese „Codes“ gilt es zu erkennen, zu übersetzen und anschließend zu bewerten.

sehr gut:

… stets zur vollsten Zufriedenheit
… erzielt stets herausragende Arbeitsergebnisse

gut:

… zur vollsten Zufriedenheit
… erzielt überdurchschnittliche Arbeitsergebnisse

befriedigend:

… zur vollen Zufriedenheit
… erfüllte die Erwartungen in jeder Hinsicht

ausreichend:

… zur Zufriedenheit
… erfüllte die Erwartungen in jeder Hinsicht

mangelhaft:

… im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit
… hat sich bemüht

ungenügend:

… hat sich stets bemüht

Abschlussformel

Die Abschlussformel kann großen Einfluss auf die Interpretation des Zeugnisinhaltes haben. Auf der einen Seite kann diese den Eindruck verstärken, auf der anderen Seite kann diese als großes „aber“ interpretiert werden und vorherige Inhalte in Zweifel ziehen. Fehlt die Abschlussformel, kann dieses ein schlechtes Zeichen sein. Für die Art der Interpretation ist der Aufbau der Abschlussformel ausschlaggebend.

Grund für die Trennung:
positiv: … auf eigenen Wunsch
negativ: … in gegenseitigem Einverständnis

Dank für die Zusammenarbeit:
positiv: … bedanken uns für die stets guten und engagierten Leistungen
negativ: … danken für die Mitarbeit

Bedauern über die Trennung:
positiv: … wir bedauern das Ausscheiden sehr
negativ: … Bedauern über Trennung fehlt komplett

Wünsche für die Zukunft:
positiv: … wünschen beruflich wie privat weiterhin viel Erfolg und alles Gute
negativ: …weiterhin wünschen wir beruflich und privat viel Erfolg

Dieser Leitfaden kann dir dabei helfen Zeugnisse für deine Mitarbeiter zu erstellen oder im Recruitingprozess die Zeugnisse der Bewerber richtig zu lesen. Es gilt zu beachten, dass nicht alle Unternehmen die Zeugnissprache vollumfänglich beherrschen und entsprechend Zeugnisse ausstellen, die evtl. negativ gedeutet werden, obwohl sie es nicht sind. Ein Zeugnis ist ein gutes Hilfsmittel sich einen Eindruck vom Bewerber zu verschaffen, sollte dich jedoch nicht gänzlich in deiner Entscheidung beeinflussen.

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